Waldkauz, Strix aluco, Tawny Owl-2003_Christoph Bosch
Den Vogel des Jahres erkennt man an seinem gruselfilmreifen Ruf - doch die scheue Eule zu entdecken ist nicht leicht. Zum Überleben benötigt der Waldkauz alte Bäume, viele Mäuse und naturnahe Land- und Forstwirtschaft. Dinge, die der NABU schützen will.
Der NABU hat den Waldkauz zum „Vogel des Jahres 2017“ gekürt – eine Eule, die alte, höhlenreiche Bäume, viele Mäuse sowie eine naturnahe Forst- und Landwirtschaft zum Überleben braucht. In
Baden-Württemberg leben rund 8.000 Brutpaare. „Der Waldkauz ist das ganze Jahr über bei uns zuhause. Er ist zwar im ganzen Land verbreitet, aber nirgends häufig“, erklärt Stefan Bosch,
NABU-Fachbeauftragter für Vogelschutz. „Meist merkt man nur an seinem aus Gruselfilmen bekannten Ruf, dass er da ist. Den hervorragend getarnten Vogel zu beobachten, ist trotz seiner Größe nicht
ganz leicht.“
Der Waldkauz ist nicht gefährdet und sowohl deutschland- als auch landesweit die häufigste Eulenart. Im Gegensatz zu vielen anderen Brutvögeln sind die Bestände des Waldkauzes in
Baden-Württemberg langfristig stabil. Auf kurze Sicht können sie dennoch erheblich schwanken: Wie alle Beutegreifer ist auch der Waldkauz davon abhängig, genug Nahrung für sich und seinen
Nachwuchs zu finden. Diese besteht hautsächlich aus Mäusen, aber auch aus Singvögeln wie Sperlinge und Amseln und anderen Kleintieren. „Schlechte Mäuse-Jahre sind auch schlechte Waldkauz-Jahre“,
erklärt Bosch. Bestandseinbrüche in schlechten Jahren kann der Waldkauz in den Folgejahren meist schnell wieder ausgleichen, wenn er wieder mehr Mäuse erbeutet. „Wie so oft regelt hier die Beute
den Bestand der Beutegreifer und nicht umgekehrt, wie man lange dachte“, sagt der Vogelexperte.
Der Waldkauz bevorzugt als Lebensraum lichte Wälder und Landschaften mit Hecken und Gebüschen. Unverzichtbar sind alte Bäume, in deren Höhlen er brüten kann. „Reine Fichtenforste und ausgeräumte
Feldfluren ohne Hecken und Blühflächen sind für den Waldkauz wie auch für viele andere Tiere wertlos. Hier kann er nicht brüten und findet keine Nahrung. Deshalb ist der Waldkauz ein großer Fan
von naturnaher Forst- und Landwirtschaft“, sagt Bosch. In Siedlungen ist der Waldkauz ebenfalls zu beobachten, sofern in Gärten, Parks und Friedhöfen alte Bäume stehen. Dennoch scheint er stark
besiedelte und zerschnittene Landschaften eher zu meiden.
Neben Baumhöhlen nutzen die Eulen mancherorts auch Nistkästen oder Nischen an Gebäuden. Die Brutzeit ist außergewöhnlich lang: Sie startet im März und dauert bis in den Juli hinein. Je nach
Witterung beginnen Waldkäuze sogar noch früher mit dem Brutgeschäft, in den wärmeren Städten mitunter sogar schon im Januar. Wobei die Käuze nur eine Brut im Jahr haben. Die Gelege umfassen zwei
bis sechs Eier, im Mittel 3,5. „Der Bruterfolg hängt stark vom Nahrungsangebot ab – es muss nicht nur genügend Mäuse geben, sie müssen auch erreichbar sein: Wenn zum Beispiel während der Brut
Schnee liegt, unter dem sich die Mäuse verstecken, hat der Waldkauz ein Problem“, sagt der NABU-Experte.